10. November 2020 11:55
Gopfried Stutz: Regulierung als Kostentreiber
Claude Chatelaine kritisiert im Sonntagsblick die zunehmende Komplexität der Gesetzgebung und Verordnungen im Bereich der zweiten Säule als den wahren Kostentreiber, der die Verwaltung der beruflichen Vorsorge unnötig teuer macht:
4,382 Milliarden Franken kostet die Verwaltung unserer Pensionskassengelder nach seinen Angaben. Doch gemessen am gesamten Vermögen von 865 Milliarden Franken betragen die Kosten nur 0.51 Prozent. Das sei nun wirklich nicht viel: eine vernachlässigbare Menge.
«Oder doch nicht? Harry Büsser, Mitglied der Chefredaktion bei der "Handelszeitung" und vorher mein Kumpel beim SonntagsBlick, betrachtet die genannten Kosten als zu hoch, wie er kürzlich in einem Kommentar geschrieben hat. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) habe nämlich ein ähnlich hohes Vermögen, benötige aber für dessen Verwaltung bloss 400 Millionen Franken, also etwa ein Zehntel aller Pensionskassen.»
Auch die Vermögensverwaltungseinheit der UBS liesse sich die Bewirtschaftung ihrer 900 Milliarden Franken nur 1.4 Milliarden kosten. Darin enthalten seien auch Kosten fürs Marketing der Anlageprodukte, von denen Pensionskassen verschont blieben.
Vergleicht sein Kollege Büsser hier Äpfel mit Birnen? Ja. Spannend sei vor allem seine Schlussfolgerung: «Die 1500 Pensionskassen seien völlig ineffizient, schreibt Harry Büsser. Besser sei eine Einheitskasse oder echter Wettbewerb unter den Kassen, indem die Versicherten die Vorsorgeeinrichtung selber auswählen könnten. Das würde automatisch zu einer Flurbereinigung führen.»
Einheitskasse? Die Juso hätte ihre helle Freude daran, ist Claude Chatelain überzeugt. Denn sie möchte das heutige System ja seit jeher durch eine Volkspension ersetzen.
Doch in einem Punkt hat er mit Harry Büsser eine Differenz: «
Der Kostentreiber ist meines Erachtens nicht der mangelnde Wettbewerb, sondern die Komplexität des Systems. Ich besuche regelmässig Seminare zur zweiten Säule. Unglaublich, wie viele Leute da jeweils ihre Aufwartung machen. Sie alle verdienen an diesem System mit. Die zweite Säule ist eine wahre Industrie geworden. Sie ist so komplex, dass zig Juristen, Anlageberater, Immobilienprofis für gutes Geld ihre Dienste anbieten können. Vor allem Anlageberater tummeln sich um die Honigtöpfe der Pensionskassen.
Nicht zu vergessen all die Personen, die in den Verwaltungen und den Stiftungsaufsichten unter Vertrag stehen und sich mit den komplexen Aufgaben der zweiten Säule herumschlagen. Deren Kosten werden in der Pensionskassenstatistik nicht ausgewiesen. Die zweite Säule hat sogar einen neuen Beruf kreiert: den diplomierten Pensionskassen-Experten.
Das Gesetz wird derzeit revidiert. Der Bundesrat will die Botschaft ans Parlament noch vor der Wintersession verabschieden. Eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Es wird alles noch komplexer, noch verworrener, noch unverständlicher als das heute gültige Gesetz. Juristen und andere Mitesser klatschen sich in die Hände.»
Quelle: https://www.cash.ch/news/politik/2-saeule-verwaltung-der-pensionskassengelder-juristen-und-andere-mitesser-reiben-sich-bereits-die-1654728
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