Performance , Reformen , Umwandlungssatz , ASIP Faktenchecks
27. Juni 2023 14:21
"Das ist ökonomischer Unsinn"
"Die Gewerkschaften ziehen ein neues Argument gegen die Reform aus der Trickkiste: Wegen des Zinsanstieges sei die Senkung der gesetzlichen Minimalrenten nicht nötig. Das ist ökonomischer Unsinn", meint Hansueli Schöchli von der NZZ.
Und weiter: "Die Kernparole der Linken gegen diese Vorlage («Mehr bezahlen für weniger Rente») ist wie so vieles in der Vorsorgepolitik bewusste Irreführung des Publikums. Die Reform bringt keinen «Abbau», sondern sie reduziert die versteckte Umverteilung: Die einen verlieren Privilegien, andere werden dafür weniger diskriminiert.
(...) Die Reform enthält allerdings für viele 50- bis 64-jährige Versicherte noch einen Rentenzuschlag zum Zeitpunkt ihrer Pensionierung – ein neues Privileg als Abfederung für die Verkleinerung des bisherigen Privilegs. Zudem bekommen auch manche Versicherte einen Zuschlag, deren ordentliche Rente von der Reform gar nicht direkt betroffen ist.
Langfristzinsen massgebend
Seit der Zinswende bringen die Gewerkschaften ein neues Argument gegen die Senkung der Rentengarantien vor: Die Zinserhöhungen gäben den Pensionskassen mehr Finanzspielraum, so dass eine Senkung der Rentengarantien unnötig sei. Das Argument ist heuchlerisch, denn die Gewerkschaften lehnen eine Reduzierung der Rentenprivilegien bei jedem Zinsniveau ab. Doch inhaltlich spielt das Zinsniveau eine bedeutende Rolle für die Erwartungen hinsichtlich «sicherer» Anlagerenditen.
(...) Der derzeitige Mindestumwandlungssatz von 6,8 Prozent im obligatorischen Teil entspricht faktisch einer garantierten Anlagerendite auf dem Alterskapital der Rentner von gut 4,7 Prozent pro Jahr. Das liegt immer noch weit über der Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen.
Mehr ist immer erlaubt
(...) Denn das Gesetz legt nur das Rentenminimum fest. Die Kassen können einen höheren Umwandlungssatz bestimmen. Sie können zudem in Jahren mit hohen Anlagerenditen und freien Finanzmitteln jeweils spezielle Rentenzuschläge zahlen – was in der Praxis auch oft vorgesehen ist. Unter das Minimum dürfen sie hingegen nicht gehen.
(...) Anders gesagt: Um die lebenslängliche Zinsgarantie für Rentner zu rechtfertigen, die im derzeitigen Mindestumwandlungssatz von 6,8 Prozent steckt, müsste die Rendite der langfristigen Bundesobligationen noch stark steigen – um etwa 2,5 Prozentpunkte auf deutlich über 3 Prozent.
(...) Unter dem Strich ist das Bild klar: Die bisherigen Zinserhöhungen taugen nicht als valables Argument gegen die geplante Senkung der Rentengarantien im Obligatorium. Das Kernproblem der politischen Linken mit dem Pensionskassensystem hat denn auch nichts mit dem Zinsniveau zu tun, sondern ist grundlegender Art: Bei den Pensionskassen spart man im Prinzip für sich selber – wer heute und morgen mehr einzahlt, bekommt übermorgen mehr Rente. Es gibt zwar versteckte Umverteilungen, doch in der AHV lassen sich solche Umverteilungen von Jung zu Alt und von oben nach unten viel leichter verstecken und maximieren. Deshalb wird die Linke immer für einen Ausbau der AHV sein und die zweite Säule torpedieren."
Den Artikel in voller Länge gibt es hier:
https://www.nzz.ch/wirtschaft/die-zinswende-erhoeht-die-renditeerwartungen-fuer-die-pensionskassen-wird-die-rentenreform-dadurch-ueberfluessig-ld.1744366?reduced=true
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