23. Mai 2022 16:42
Enorme Wissenslücken bei der beruflichen Vorsorge
Im Zusammenhang mit der beruflichen Vorsorge zeigen sich immer gravierendere Wissenslücken, die gleichzeitig aufgrund der enormen Verpolitisierung der zweiten Säule zu äusserst kontraproduktiven Fehlentscheiden führen können.
Zu erinnern sei an die Umfrage des Schweizer Fernsehens bei Nationalrätinnen und Nationalräten in der Wandelhalle während der Debatte zur Reform der zweiten Säule. Gefragt, was der Umwandlungssatz bedeutet, konnten die wenigsten der im Fernsehbeitrag gezeigten Ratsmitglieder eine korrekte Antwort geben. Dies, während sie gleichzeitig im Rat die äusserst komplexe Materie einer Reform diskutierten, bei der es zentral um die Senkung des BVG-Mindest-Umwandlungssatzes ging.
Ebenfalls zu erinnern ist an die Unmenge an Falschinformationen, die durch gewisse politische Akteure ganz gezielt über die Reform der beruflichen Vorsorge verbreitet werden, um deren Partikularinteressen durchsetzen zu können. Der ASIP sah sich sogar gezwungen, eine eigene Faktencheck-Seite aufzuschalten und permanent zu aktualisieren, um den jeweils aktuell kursierenden Falschinformationen die korrekten gegenüberzustellen. Die Seite umfasst derzeit über 30 Falschinformationen.
All dies geschieht in einem Umfeld, in dem sich das Wissen der Bevölkerung über die zweite Säule wieder einmal als erschreckend gering herausstellt. Gemäss einer aktuellen, von Vita in Auftrag gegebenen Umfrage zählt über die Hälfte der Befragten das Altersguthaben in der beruflichen Vorsorge nicht zum eigenen Vermögen und jeder Zweite wertet die Sparbeiträge als Gebühr oder Steuer, während es sich in Wirklichkeit um Sparbeiträge handelt, die über Lohnabzüge dem Alterskapital zugeführt werden.
Die Gründe für die fehlende Beschäftigung mit der eigenen Altersvorsorge sind vielfältig, wie die Grafik oben zeigt. Eine Besserung kann aber nur gelingen, wenn alle Akteure dabei mitwirken. Die Pensionskassen tun schon oft alles in ihrer Macht stehende, um die eigenen Versicherten aufzuklären. Es ist durchaus möglich, dass es hier noch Luft nach oben gibt. Aber auch die Medien sind gefordert. Sie haben am meisten Einfluss und die grösste Reichweite. Es wäre wichtig, dass sie ihre Artikel zum Thema nicht zu stark verkürzen und auf keinen Fall dazu beitragen, Falschinformationen oder Propaganda unkommentiert zu verbreiten. Zu guter Letzt sind alle gefordert, die bisher Falschinformationen verbreitet haben. Der Schaden ist vielleicht schon angerichtet, aber dies darf kein Grund sein, damit weiterzumachen.
Die erwähnte Studie kann hier heruntergeladen werden.
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