Reformen , Umwandlungssatz , ASIP Faktenchecks
27. März 2022 13:07
BVG-Reform: Falschinformation durch Halbwahrheit
Der Sonntagsblick befasst sich heute mit der Reform der zweiten Säule und wiederholt eine Halbwahrheit, die für sich alleine stehend einer Falschinformation gleich kommt. In der heutigen Ausgabe steht:
«In der jetzigen Form hat die Reform vor dem Volk wohl keine Chance, denn nur eine Minderheit der Versicherten profitiert von den geplanten Ausgleichsmassnahmen, welche die Senkung des Umwandlungssatzes von 6,8 auf 6 Prozent abfedern soll. Demnach kommen nur etwa 35 bis 40 Prozent der Versicherten in den Genuss eines Rentenzuschlags. Und dies auch nur bei der Übergangsgeneration. Der grosse Rest geht leer aus.»
Wirklich falsch ist die Aussage nicht, aber es entsteht ein völlig falscher Eindruck durch die Formulierung «nur eine Minderheit ... profitiert» und durch das Weglassen von Informationen, die zum korrekten Verständnis unerlässlich sind.
Denn in Tat und Wahrheit kommen mit «35 bis 40 Prozent der Versicherten» deutlich mehr Versicherte in den Genuss von Ausgleichsmassnahmen, als überhaupt von der Reform betroffen sind. Beim Sonntagsblick sollte man eigentlich wissen, dass 86 Prozent der Beschäftigten in ihrer Pensionskasse so gut versichert sind, dass diese schon im Alleingang die Parameter den veränderten Umständen anpassen konnten. Damit ist vor allem die gestiegene Lebenserwartung gemeint, durch die das Alterskapital für einen längeren Zeitraum rationiert werden muss.
Nur die restlichen 14 Prozent bräuchten überhaupt einen Ausgleich, damit auch ihre Renten nicht sinken.
Deshalb müsste es korrekt heissen: 14 Prozent der Versicherten müssten aufgrund der Reform theoretisch eine Rentensenkung befürchten. Damit dies nicht passiert, sieht die Reform Ausgleichsmassnahmen vor. Um das Rentenniveau zu erhalten, würde es deshalb genügen, diese Ausgleichsmassnahmen auf die erwähnten 14 Prozent zu beschränken. Trotzdem kommen durch die Reform mit 35 bis 40 Prozent der Versicherten deutlich mehr Versicherte in den Genuss von Ausgleichsmassnahmen, als nötig wäre. In Tat und Wahrheit führt die Reform also für viele Versicherte sogar zu einer Verbesserung der Rentensituation. Das jedoch passt nichts ins Narrativ gewisser Kreise, die die zweite Säule am liebsten abschaffen und die Altersvorsorge auf eine einzige Säule beschränken möchten.
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