ASIP-Stellungnahmen , Performance , Rahmenbedingungen

24. März 2022 11:48

Pen­si­ons­kas­sen ha­ben ge­nug Spiel­raum

Ei­ne Strei­chung der An­la­ge­vor­schrif­ten für die zwei­te Säu­le wür­de die Ren­di­ten kaum ver­bes­sern. Da­für dro­hen zu­sätz­li­che Vor­schrif­ten.
von Han­spe­ter Kon­rad

Füh­rungs­or­ga­ne von Pen­si­ons­kas­sen ha­ben die Auf­ga­be, die ih­nen an­ver­trau­ten Gel­der so zu be­wirt­schaf­ten, dass die ak­tu­el­len und künf­ti­gen Leistun­gen ge­si­chert sind. Ba­sis da­für bil­det ei­ne An­la­ge­stra­te­gie, wel­che die tat­säch­li­che Ri­si­ko­fä­hig­keit und ­-be­reit­schaft be­rück­sich­tigt. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren konn­ten die Pen­si­ons­kas­sen in der An­la­ge der Vor­sor­ge­gel­der gu­te Er­geb­nis­se vor­wei­sen. Die im­mer wie­der er­ho­be­nen pau­scha­len Vor­wür­fe sei­tens der Fi­nan­z­in­dus­trie, die Pen­si­ons­kas­sen­ ver­ant­wort­li­chen sei­en be­züg­lich Ver­mö­gens­be­wirt­schaf­tung zu we­nig pro­fes­sio­nell, sind so­mit falsch.

Die Pen­si­ons­kas­sen­ver­ant­wort­li­chen ha­ben, ba­sie­rend auf der Ri­si­ko­fä­hig­keit und Ri­si­ko­be­reit­schaft, ei­ne breit di­ver­si­fi­zier­te An­la­ge­stra­te­gie für ih­re Kas­se mit den ent­spre­chen­den An­la­ge­ka­te­go­ri­en (von Geld­markt­an­la­gen über Ob­li­ga­tio­nen, Ak­ti­en und Im­mo­bi­li­en bis zu al­ter­na­ti­ven An­la­gen) zu de­fi­nie­ren. In die­sem Zu­sam­men­hang wird sei­tens der Fi­nan­z­in­dus­trie seit Jah­ren ge­for­dert, die ak­tu­el­len An­la­ge­vor­schrif­ten zu­guns­ten ei­ner Pru­dent In­ves­tor Ru­le nach an­gel­säch­si­schem Vor­bild zu über­ar­bei­ten. In die glei­che Rich­tung geht ei­ne Mo­ti­on der na­tio­nal­rät­li­chen Kom­missi­on für so­zia­le Si­cher­heit und Ge­sund­heit. Mit die­sen For­de­run­gen wird im­pli­zit be­haup­tet, dass die Füh­rungs­or­ga­ne der Pen­si­ons­kas­sen heu­te le­dig­lich nach dem in der mass­ge­ben­den Ver­ord­nung (BVV 2) de­fi­nier­ten An­la­ge­ka­ta­log in­ves­tier­ten und dass sie au­to­ma­tisch bes­se­re An­la­ge­er­ geb­nis­se er­ziel­ten, wür­de man die­sen Ka­ta­log ab­schaf­fen. Der ers­te Teil ist ei­ne nicht ge­recht­fer­tig­te Un­ter­stel­lung; die zwei­te Aus­sa­ge ist ei­ne nicht be­leg­ba­re Ver­mu­tung.

Ei­ne Richt­schnur, kein Kor­sett
Die heu­ti­gen An­la­ge­vor­schrif­ten sti­pu­lie­ren be­reits einen Ent­schei­dungs­pro­zess, der in­halt­lich den Vor­ga­ben der Pru­dent In­ves­tor Ru­le ent­spricht. Die heu­ti­gen Be­stim­mun­gen neh­men näm­lich zen­tra­le Ele­men­te des Pru­dent In­ves­tors auf: Sorg­falts­pflich­ten, As­set Lia­bi­li­ty Ma­na­ge­ment, Di­ver­si­fi­ka­ti­on, pro­zes­s­ori­en­tier­tes Vor­ge­hen, Steue­rung und Über­wa­chung der An­la­ge­re­sul­ta­te, Lo­ya­li­tät in der Ver­mö­gens­ver­wal­tung, Kos­ten­kon­trol­le, die Er­zie­lung ei­ner markt­kon­for­men Ren­di­te und die Vor­ga­be ei­ner ge­nü­gen­den Li­qui­di­tät. Die vor­ge­se­he­nen Er­wei­te­rungs­mög­lich­kei­ten der Li­mi­ten bie­ten den Pen­si­ons­kas­sen zu­dem den nö­ti­gen Hand­lungs­spiel­raum. Die Pen­si­ons­kas­sen­ver­ant­wort­li­chen kön­nen zie­l­ori­en­tiert in­ves­tie­ren und vie­le der Li­mi­ten mit ei­ner fach­män­ni­schen Be­grün­dung über­schrei­ten. Die An­la­ge­vor­schrif­ten sind so­mit ei­ne Richt­schnur, ent­bin­den aber die Pen­si­ons­kas­sen nicht von Ren­di­te­-Ri­si­ko­-Über­le­gun­gen. In die­sem Sinn sind wei­te­re An­pas­sun­gen auf Ge­set­zes­ oder Ver­ord­nungs­stu­fe nicht not­wen­dig. Zen­tral ist die Ein­hal­tung der «Pru­dent Pen­si­on Fund In­ves­tor»-­Grund­sät­ze. Die­se bie­ten ins­ge­samt ge­nü­gend Spiel­raum für ri­si­ko­ge­rech­te und er­folg­ver­spre­chen­de An­la­ge­stra­te­gi­en. Die Pen­si­ons­kas­sen kön­nen im Rah­men ih­rer Ri­si­ko­fä­hig­keit das vol­le An­la­geu­ni­ver­sum nut­zen und tun dies auch. Wie Um­fra­gen zei­gen, füh­len sich die Kas­sen durch die ak­tu­el­len Vor­schrif­ten auch nicht ein­ge­schränkt. Es be­steht kein Kor­sett. Die Strei­chung der An­la­ge­quo­ten ver­bes­sert das Er­trags­po­ten­ zi­al nicht per se. Fal­len die An­la­ge­vor­schrif­ten weg, ist zu be­fürch­ten, dass die Kom­ple­xi­tät er­neut zu­nimmt und der Re­gu­la­tor zu­sätz­li­che Vor­schrif­ten für Go­ver­nance und Auf­sicht er­lässt. Für klei­ne­re Pen­si­ons­kas­sen kann dies rasch zum Pro­blem wer­den, kön­nen doch im Fall von Kri­sen we­sent­li­che zu­sätz­li­che Re­gu­lie­rungs­for­de­run­gen ge­stellt wer­den.

Die mass­ge­ben­den Be­stim­mun­gen bie­ten den Pen­si­ons­kas­sen ge­nü­gend Spiel­raum, der auch im In­ter­es­se der Ver­si­cher­ten ge­nutzt wird. Ent­schei­dend sind letzt­lich die von den Kas­sen ei­gen­ver­ant­wort­lich vor­zu­neh­men­den Ren­di­te­-Ri­si­ko­-Über­le­gun­gen. Viel wich­ti­ger als ei­ne Dis­kus­si­on um Quo­ten sind klar de­fi­nier­te Pro­zes­se in der Ver­mö­gens­be­wirt­schaf­tung mit de­fi­nier­ten Kom­pe­ten­zen und Pflich­ten. Die heu­ti­ge Lö­sung mit grund­sätz­li­chen Ri­si­ko­ma­na­ge­men­tan­for­de­run­gen, kom­bi­niert mit An­la­ge­li­mi­ten, ist ef­fi­zi­ent und kommt im Ver­gleich zur Fi­nan­z­in­dus­trie mit ei­ner ge­rin­ge­ren Re­gu­lie­rungs­dich­te und tie­fe­ren Kos­ten aus.

Ne­ben An­pas­sun­gen auf der Ver­pflich­tungs­sei­te sind zwei­fel­los auch im­mer Mass­nah­men zur Ef­fi­zi­enz in der An­la­ge­tä­tig­keit not­wen­dig. Es be­steht aber be­züg­lich Ver­mö­gens­be­wirt­schaf­tung und Ri­si­ko­ma­na­ge­ment ins­ge­samt kein An­lass zu ei­ner wei­te­ren Le­gi­fe­rie­rung. Ge­ra­de im Hin­blick auf die Mi­liz­struk­tur in der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge sind wei­te­re ge­setz­li­che Vor­ga­ben be­züg­lich An­la­ge­kom­pe­ten­zen nicht ziel­füh­rend.

Die­ser Ar­ti­kel er­schi­en zu­erst im Schweizer Monat.

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