Umwandlungssatz

23. Januar 2020 17:14

We­gen Um­wand­lungs­satz: Pen­si­ons­kas­sen müs­sen knau­sern

"Die Pensionskassen knausern – trotz Rekordjahr" – Schlagzeilen wie diese von der NZZ konnte man in den letzten Tagen öfters lesen. Zurecht! Doch ist dies nicht die Schuld der Pensionskassen, die ja offensichtlich ihre Hausaufgaben gemacht haben. Das Geld geht auch nicht in "die eigenen", wie böse Zungen behaupten, oder in die Taschen von Aktionären. Denn Pensionskassen sind meist Stiftungen und alles Geld gehört den Versicherten. 

1000 Milliarden Franken besitzt die Schweizer Bevölkerung in der zweiten Säule. Das grösste Vermögen der Schweizerinnen und Schweizer ist meist das Alterskapital in ihrer Pensionskasse. 

Um über 100 Milliarden ist dieser Wert im letzten Jahr gestiegen – dank den neuen Rekordständen an den Aktienmärkten. Von diesem schönen Gewinn aber erhalten die Erwerbstätigen lediglich rund 25 Milliarden, schätzen Experten. Der Grund: Die Pensionskassen müssen ihre Reserven aufstocken, um die überhöhten Rentenversprechen an die Pensionäre zu finanzieren. 

Oder anders formuliert: Weil der BVG-Mindest-Umwandlungssatz, der bestimmt, mit welcher Geschwindigkeit das Alterskapital beim Rentenantritt aufgebraucht wird, seit Jahrzehnten nicht mehr der immer längeren Lebenserwartung angepasst werden konnte, müssen die Pensionskassen einen erheblichen Teil der Gewinne, die sie auf dem Kapital erwirtschaften zur Finanzierung der laufenden Renten aufwenden; auch Gewinne, die eigentlich den Erwerbstätigen gehören würden. Deshalb braucht es drigend eine Reform. Seit fast zehn Jahren warnt der Pensionskassenverband ASIP, dass mit jedem Jahr, das wir mit der Reform warten, die Massnahmen immer einschneidender werden müssen, weil den nachrückenden Rentnergenerationen immer mehr Kapital fehlt. Denn diese werden noch älter und haben umso mehr von ihrem Kapital für die die vorhergehenden Rentnergeneration abgeben müssen, desto länger dieser Zustand anhält. 

Verantwortlich dafür sind aber nicht die Pensionskassen, sondern alle, die dazu beitrugen, dass die bisherigen Reformversuche scheiterten. Es muss sich also jede und jeder fragen, ob wir uns nochmals ein weiteres Scheitern leisten wollen. Besser wird es dadurch nicht. 

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