Mindestzins , Performance , Reformen , Umwandlungssatz
14. Januar 2021 17:35
Ktipp verbreitet Fake News über Pensionskassen
Gestern verwiesen wir auf einen Kommentar im Vorsorgeforum zu einem aktuellen Artikel im Ktipp. Unter dem Titel «Die Pensionskassen sind so reich wie noch nie» verbeitet der Ktipp im Artikel Fake News und irreführende Informationen über Pensionskassen. Es ist dies nicht das erste Mal und in der Vergangenheit hat es auch Gespräche mit der Redaktion gegeben. Es scheint jedoch, dass Fakten am Ktipp abprallen, wie Wassertropfen an einem Stück Wachs. Aufgrund einer Diskussion in den sozialen Medien möchten wir den Artikel genau analysieren und den manipulativen, sowie Falschaussagen die korrekten Informationen gegenüberstellen.
«Der Bundesrat macht einen erneuten Anlauf, die Renten der Pensionskassen zu kürzen und die Prämien zu erhöhen.» – Diese Ausage ist manipulativ. Der Begriff Prämien suggeriert, dass das Geld nachher weg ist. In Tat und Wahrheit handelt es sich um Sparbeiträge, die im Besitz der Versicherten bleiben.
«Er behauptet seit Jahren, die 2. Säule müsse dringend saniert werden. Fakt ist: Die Kassen hatten noch nie so grosse finanzielle Reserven wie heute.» – Falsch: nicht der Bundesrat alleine, sondern auch die Pensionskassen und viele andere Akteure informieren schon seit Jahren, dass es eine Reform braucht. Diese stellte jedoch keine Sanierung dar, sondern es geht darum, die Stellschrauben der zweiten Säule neu zu justieren, damit deren Finanzierung angesichts einer massiv angestiegenen Lebenserwartung langfristig gesichert werden kann. Eine längere Lebenserwartung bedeutet, dass das angesparte Alterskapital für einen längeren Zeitraum reichen muss, was aktuell nicht der Fall ist. Die laufenden Renten müssen deshalb von den Beitragszahlern subventioniert werden. Dies ist jedoch eigentlich systemfremd und stellt eine unerwünschte Umverteilung von Jung zu Alt dar.
«Eine Reduktion des Umwandlungssatzes von 6,8 auf 6 Prozent hätte rund 12 Prozent niedrigere Renten zur Folge. Beispiel: Wer bis zur Pensionierung in der 2. Säule 300 000 Franken anspart, würde eine Rente von nur noch 18 000 statt 20 400 Franken pro Jahr erhalten.» – Falsch. Denn der Umwandlungssatz wird im Rahmen einer Reform gesenkt, die ebenfalls beinhaltet, dass das Rentenniveau gleich bleiben soll. Dies wird mit Ausgleichsmassnahmen sichergestellt, zum Beispiel indem früher mit dem Sparprozess begonnen wird. Somit steht beim Rentenantritt mehr Kapital zur Verfügung.
«Das ist noch nicht alles: Gleichzeitig schlägt der Bundesrat in seiner Reform vor, die Lohnabzüge für alle Erwerbstätigen um 0,5 Prozent zu erhöhen, um die Rentenkürzungen etwas zu reduzieren. Die Hälfte müssen die Arbeitgeber bezahlen.» – Das ist korrekt, widerspricht aber der vorherigen Aussage des Ktipp, wonach die Renten sinken würden. Denn diese Lohnabzüge sollen für die Finanzierung der Ausgleichsmassnahmen verwendet werden. Allerdings hat der ASIP schon mehrfach darauf hingewiesen, dass dies gar nicht notwendig ist, weil die Ausgleichsmassnahmen aus den bei den Pensionskassen für diesen Fall gebildeten Rückstellungen finanziert werden können.
«Nur noch 1 Prozent Zins fürs Altersgeld» – Auch diese Aussage ist falsch. Es handelt sich um den gesetzlichen Mindestzinssatz. Faktisch verzinsen die Pensionskassen die Altersguthaben ihrer Versicherten in der Regel wesentlich höher.
«Da erstaunt es nicht, dass die Kassen immer reicher wurden.» – Diese Aussage ist grob manipulativ und irreführend bis falsch. Reicher geworden sind die Versicherten, denn das Kapital einer Pensionskasse gehört nicht der Pensionskasse, sondern voll und ganz deren Versicherten. Der ktipp verwechselt hier die Reserven, die die Pensionskassen bilden – «Spare in der Zeit, dann hast du in der Not» – mit Gewinnen, die an (wen eigentlich?) ausgeschüttet werden.
«In der 2. Säule wird viel Geld umverteilt. Aber nicht wie immer wieder behauptet von den Erwerbstätigen zu den Rentnern – sondern zu den Pensionskassen.» Auch diese Aussage ist aus den genannten Gründen falsch.
Fazit: Die Sprache suggeriert auf manipulative Art und Weise, den Pensionskassen würde das Alterskapital der Versicherten gehören, was nicht stimmt, weil es den Versicherten gehört. Sodann wird suggeriert, Pensionskassen würden Profit zugunsten von (wem eigentlich?) machen, was ebenfalls nicht stimmt, weil die erwirtschafteten Renditen den Versicherten gehören. Das Geld, das Pensionskassen «zurückbehalten» bildet Reserven («Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not») und dient sonst für gar nichts, also letztendlich der Sicherheit. Würden sie das nicht tun und dann in Zeiten von Aktienabstürzen auf einmal Sanierungsbeiträge einfordern müssen, würde der Ktipp dann dies kritisieren.
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